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Windkraft nimmt Fahrt auf

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Infoveranstaltung in Münstertal stieß auf großes Interesse / Bürger sollen beteiligt werden.


MÜNSTERTAL. Nachdem das Thema Windkraft im Münstertal in letzter Zeit wieder aktuell geworden ist, und sich die Lokale Agenda aktiv damit befasst hat, fand die von ihr anberaumte Informationsveranstaltung große Resonanz. Experten aus dem Bereich der Windenergie beleuchteten in Kurzvorträgen die Themenbereiche Windkraftanlagen und Windstromerzeugung.

Lothar Wolf, der Sprecher der Lokalen Agenda, freute sich sichtlich über den guten Besuch der Infoveranstaltung in der Aula der Abt-Columban-Schule, die mit Alphornklängen von Emil Burgert und Sigrid Pfefferle eröffnet wurde. Der Lokalen Agenda war es gelungen, fünf Experten aus dem Bereich der Windkraft und erneuerbarer Energien zur  Teilnahme zu gewinnen, die die Thematik aus ihren Blickwinkeln beleuchteten.

Zunächst lobte Bürgermeister Rüdiger Ahlers das Engagement der Lokalen Agenda und verwies darauf, dass zu den im Münstertal bereits vorhandenen Energieträgern Sonne, Wasser und Holz nur noch die Windkraft fehle. Ahlers erläuterte nochmals den derzeitigen Sachstand zur Ausweisung von Windkraftanlagen im Bereich "Branden/Breitnauer Kopf". Ahlers verwies darauf, dass hierzu auch über eine Bürgerbefragung diskutiert werde, bevor der Gemeinderat eine Grundsatzentscheidung treffe. Der Bürgermeister gab sich zuversichtlich, dass das Suchgebiet zum "Vorranggebiet" ausgewiesen werde mit der Möglichkeit, dort an geeigneter Stelle dann auch tatsächlich Windkraftanlagen zu errichten.

Der Diplomphysiker und Geschäftsführer der Planungsgesellschaft Windkraft Münstertal, Alexander Hakenjos, referierte über die Möglichkeit von Windkraftanlagen im Münstertal, wobei er das vorhandene Windpotenzial als ausreichend bezeichnete – mit über 7 Meter pro Sekunde. Hakenjos verwies auf die bereits gegründete Planungsgesellschaft, die die Mitsprache der Bürger ermögliche und zum Ziel habe, dass das gesamte Projekt in Bürgerhand bleibe.

Den Wirtschaftsfaktor Windenergie im Münstertal beleuchtete Steuerberater Christian Sander und bezeichnete sie als "bedeutend". Mit vier Windrädern mit bis vier Megawatt Leistung könnte mehr Strom erzeugt werden als die gesamte Gemeinde benötigt. Die wirtschaftlichen Vorteile durch den Bau und den Betrieb seien für die Gemeinde erheblich, zumal auch die  Wertschöpfung im Tal bleibe und die Kommune mit entsprechenden Gewerbesteuerzahlungen rechnen könne.

Die Vertreterin der Windkraftanlagen bauenden Gesellschaft Enercon, Ruth Brand-Schock, ging auf die wirtschaftlichen Impulse ein, die mit der Windenergiebranche verbunden sind. Sie bezeichnete die Windenergie als "kostengünstige erneuerbare Energiequelle", die bereits heute etwa 100 000 Menschen Arbeitsplätze biete.

Der Landesvorsitzende des Bundesverbandes Windenergie, Walter Witzel, befasste sich mit dem Potenzial der Windkraft in Baden-Württemberg, das er als gut bezeichnete, das jedoch bisher noch nicht entsprechend genutzt werde. Heute könnten mit einer Anlage etwa vier Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt werden, wofür eine relativ geringe Fläche benötigt werde. Witzel war der Auffassung, dass die allgemeine Zustimmung zu Windkraftanlagen steige.

Von ihren Erfahrungen mit der Windkraft berichtete die Bürgermeisterin aus Freiamt, Hannelore Reinbold-Mench, in deren Gemeinde mehrere von Bürgergesellschaften betriebene Windkraftanlagen stehen. Ihre Kommune habe durchweg gute Erfahrungen mit den Anlagen gemacht, die den Landwirten Zusatzeinkommen durch die Pachtzahlungen gewähre und damit auch zur Förderung der Landschaftsoffenhaltung beitragen, während die Gemeinde von den Gewerbesteuerzahlungen profitiere. Ein Wertschöpfungsfaktor liege auch im Bereich des Tourismus, insbesondere durch zahlreiche interessierte Tagesgäste. Sie gab den Münstertälern den Rat "los zu legen", wobei sie nicht verhehlte, dass es sich bei der Windkraft um ein sensibles Thema handele, weshalb die Einbindung der Bürger notwendig sei.

Der Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins (GHV), Harald Sutter, stellte fest, dass die Windkraftanlagen auch für das örtliche Gewerbe wichtig wären, weshalb sich auch innerhalb seines Vereins ein Arbeitskreis Windkraft gebildet habe. Es müsse das Bestreben beider Gruppen sein, die Kräfte zu bündeln, weshalb der GHV das Projekt Windkraftanlagen im Münstertal befürworte. Sein Verein sei deshalb bereit, der Planungsgesellschaft Windkraft beizutreten und sich finanziell zu beteiligen, was er mit einer symbolischen Scheckübergabe verdeutlichte.

Wie Lothar Wolf ankündigte, sei vorgesehen, im März eine weitere Informationsveranstaltung zu diesem Thema abzuhalten, da sicherlich noch weiterer Aufklärungsbedarf  bestehe, auch wenn bei dieser ersten Veranstaltung kritische Stimmen kaum laut wurden.

 

29. Januar 2011
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung.
von: Eberhard Gross